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Schwindeltherapie

Schwindel-therapie

Die wichtigsten Schwindelursachen nach Häufigkeit…

…und wie ich dabei helfen kann.

1. Gutartiger Lagerungsschwindel

BPLS – benigner paroxsysmaler Lagerungsschwindel

Die Bogengänge im Innenohr.

Der gutartige Lagerungsschwindel ist die häufigste Ursache für Schwindel. Dieser wird durch Kristalle (sogenannte Otolithen), welche ihre Haftung im Innenohr verloren haben, ausgelöst. Die Kristalle gelangen „irrtümlich“ in einen der drei Bogengänge in unserem Innenohr und lösen Drehschwindel bei Kopfbewegungen bzw. Lagewechsel, z.B. Umdrehen im Bett, aus. Der dadurch ausgelöste Schwindel kann sehr heftig sein.

Gutartiger Lagerungsschwindel ist sehr gut mittels Befreiungsmanöver therapierbar.

2. Funktioneller Schwindel

PPPD (Persistenter postural-perzeptiver Schwindel)

Häufig geht dem funktionellen Schwindel eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans oder eine besondere psychosoziale Belastungssituation voraus. Betroffene erleben Symptome wie Benommenheit über den ganzen Tag, Schwankschwindel, Stand- und Gangunsicherheit, evtl. Sturzangst.
Oft sind alle medizinischen Untersuchungen unauffällig und die Problematik besteht bereits seit längerem (Monate bis Jahre). Die Beschwerden sind nicht nachvollziehbar oder widersprüchlich. Angststörungen und Depressionen können den funktionellen Schwindel begünstigen.
Ablenkung, vermehrte Konzentration, Sport oder Alkoholkonsum hingegen wirken sich lindernd auf die Symptome aus.

Die Therapie sollte Aufklärung, Verhaltenstherapie, eventuell Medikamente sowie Vestibuläre Rehabilitation umfassen.

3. Zentral vestibulärer Schwindel

Hierbei handelt es sich um Schwindel ausgelöst durch eine Erkrankung im Gehirn, die das Kleinhirn oder den Hirnstamm betreffen. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Einige Beispiele dafür sind:

  • Probleme beim Sitzen, Stehen, Gehen, Koordination von Hand und Auge
  • Doppelbilder, unkontrollierte Augenbewegungen
  • Gedächtnis- und/oder Konzentrationsstörungen
Gehirn mit zentraler Symptomatik.

Bei Auftreten obiger Symptomatik muss an folgende Erkrankungen gedacht werden und eine medizinische Abklärung erfolgen:
Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, vestibuläre Migräne. Die Behandlung richtet sich in diesem Fall nach der zugrundeliegenden Erkrankung.

4. Vestibuläre Migräne

Die vestibuläre Migräne charakterisiert sich durch Schwindel (Dreh- oder Schwankschwindel) plus allgemeine Migräne-Symptome wie Licht- & Lärmempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen, evtl. Kopfschmerzen sowie verschlechterte Sicht. In manchen Fällen kommt es während einer Episode zu Tinnitus, Hörverlust oder Druckgefühl im Ohr.
Die Dauer einer Episode kann wenige Minuten bis zu 72 Stunden betragen. Schwindel tritt nur während der Episode, nicht dauerhaft, auf.
Trigger für eine vestibuläre Migräne können sehr vielfältig sein:

  • Stress, Schlafmangel, Ernährung, hormonelle Schwankungen
  • helles Licht oder Lärm (Disco, Kino, Konzerte,…), Wetterumschwung
  • schnelle/wiederholte Kopfbewegungen (z.B. Wohnung ausmalen, Ballsportarten,…)
Frau mit Migränesymptomatik.

Die Behandlung erfolgt auf mehreren Ebenen („Trigger-Management“, vestibuläre Habituationsübungen, Aufklärung & Beratung).

5. Morbus Menière

Bei Morbus Menière handelt es sich um eine Erkrankung des Innenohrs.
Es kommt zu einer Volumenerhöhung der Flüssigkeit im Innenohr (=endolymphatische Flüssigkeit), wodurch der Druck im Ohr auf die umgebende Membran steigt. Kann die Membran dem Druck nicht mehr standhalten wird sie brüchig. Das hat zur Folge, dass sich endolymphatische Flüssigkeit (=Flüssigkeit innerhalb der Membran) mit perilymphatischer Flüssigkeit (=Flüssigkeit außerhalb der Membran) vermischt. Es folgt eine Beeinträchtigung des Gleichgewichts- und des Hörorgans. Die Symptome bei Mb. Menière sind:

  • starker Drehschwindel
  • Tinnitus
  • Hörminderung

Es handelt sich um 2 oder mehr spontane Attacken, die jeweils zwischen 20 Minuten bis 12 Stunden andauern. Morbus Menière ist aktuell nicht heilbar kann aber medikamentös behandelt werden um die Anfälle zu lindern. Aktuelle Studien zeigten Erfolge mittels Kortison Gabe direkt ins Innenohr. Morbus Menière muss ärztlich behandelt werden.

Aus physiotherapeutischer Sicht können die Symptome begleitend therapiert werden um die Innenohrschädigungen zu kompensieren.

6. Neuritis Vestibularis

Grafik des Vestibularorgans.

Ausgelöst durch eine Virusinfektion kommt es zu einer Entzündung des Gleichgewichtsnervs oder des Innenohres. Der Ausfall tritt schlagartig auf und es kommt zu:

  • Übelkeit & Erbrechen
  • akutem Drehschwindel (48-72 Stunden)
  • schlechter Sicht bei Bewegung
  • Gleichgewichtsproblemen und Schwankschwindel zur betroffenen Seite

Im Akutzustand ist eine Aufnahme und Behandlung (hochdosierte Kortisongabe) im Krankenhaus zu erwarten.

Die vestibuläre Rehabilitationstherapie sollte bereits nach der überstandenen Akutphase beginnen um einer dauerhaften Schädigung des Nervs vorzubeugen und die Erholung zu beschleunigen.

7. Vestibuläre Unterfunktion – Vestibulopathie

Es handelt sich um eine chronische Erkrankung des Gleichgewichtsorgans bzw. des Gleichgewichtsnervs. Es kann nur eine Seite (rechts oder links) oder auch beide betreffen (beidseitige vestibuläre Unterfunktion). Die vorherrschenden Symptome dabei sind die folgenden:

  • Unsicherheiten beim Gehen oder im Stand, im Freien auf unebenem Boden, im Dunkeln
  • Schwankschwindel bei Bewegung
  • verwackelte Sicht

Der vestibulären Unterfunktion können mehrere Ursachen zugrunde liegen.

  • Nach Neuritis Vestibularis (Entzündung des Nervs)
  • Medikamente (z.B. bei Chemotherapie)
  • Akustikusneurinom (gutartiger Tumor)
  • Trauma (Felsenbeinfraktur)
  • Morbus Menière
  • Polyneuropathie, Multiple Sklerose, Meningitis, M. Parkinson, Autoimmunerkrankungen, angeborener Ausfall
  • Idiopathische Entstehung (ohne Erkrankung), Altersbedingter Abbau des Organs
Typische Therapieübung bei Vesibultopathie.

Die vestibuläre Rehabilitationstherapie ist darauf ausgerichtet die Funktion des Gleichgewichtsorgans durch gezielte Übungen wiederherzustellen. Die Dauer richtet sich nach Ursache und Ausprägung der Vestibulopathie.


Seltenere Ursachen für Schwindel

Darüberhinaus gibt es noch folgende weiteren, allerdings deutlich selteneren Ursachen für auftretenden Schwindel.

Zervikogener Schwindel

Ausgelöst durch die Halswirbelsäule.

Bevor eine Diagnose des zervikogenen Schwindels gestellt wird sollten alle vestibulären und neurologischen Ursachen ausgeschlossen werden. Da leider kein diagnostischer Test für die Symptome des zervikogenen Schwindels existiert bedarf es einer genauen Untersuchung möglicher anderer Ursachen.
Auslöser für zervikogenen Schwindel ist eine Bewegung bzw. Position des Nackens unabhängig der Ausrichtung des Kopfes zur Schwerkraft. Ein Beispiel wäre auftretender Schwindel nach Schleudertrauma.

Der zervikogene Schwindel ist physiotherapeutisch gut therapierbar. Durch manualtherapeutische Techniken werden Halswirbelsäule und umliegende Gewebe wieder in Einklang gebracht.

Akustikusneurinom

Das Akustikusneurinom ist ein langsam wachsender gutartiger Tumor im Innenohr. Wird er zu groß übt er Druck auf den Nerven im Innenohr (Nervus Vestibulocochlearis) aus und muss chirurgisch entfernt werden.

Perilymphfistel

Vestibularisparoxysmie

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